Wenn man Bayreuth betrachtet, sieht man dank des Festspielhauses und des bald sanierten Markgräflichen Opernhauses zwei musikalische Bühnen von Weltklasse in Bayreuth, die Anhänger und Verehrer aus dem entlegensten Ecken der Welt in das im Vergleich zu Nürnberg, München oder Berlin verschlafene Nest lockt. Dabei stellt sich die Frage, ob Bayreuth noch eine zusätzliche Bühne von vergleichbarem Format benötigt.

Fest steht, die Stadthalle muss saniert werden. Die Ziegel auf dem Dach sind porös, die Wände zeigen schon die ersten Risse und die Sicht auf die Bühne sowie die Akustik sind teilweise in einem miesen Zustand. Fraglich ist jedoch, in welchem Umfang und zu welchem Preis die Sanierung stattfinden soll.

Nach langen Planungen hatte der Stadtrat am 29.04.2015 bildlich die Wahl zwischen Toyota, BMW und Porsche für die Sanierung. Entschieden hat sich der Stadtrat für die sog. „große Lösung“, der 55 Mio. € teure Porsche unter allen Möglichkeiten.

Es stellt sich die Frage, ob es aber auch nicht BMW oder Toyota getan hätten.

Eine Stadthalle kann Wirtschaftsfaktor und Aushängeschild sein. Nimmt man beispielsweise einen Landeskongress der Jungliberalen, der in einer solchen Stadthalle abgehalten wird, pilgern gut über 100 Mitglieder an einem Wochenende quer aus Bayern in die Stadt, die alle essen, trinken und schlafen müssen. Finden mehrere Veranstaltungen in größerem Format statt, wird dies insbesondere im Gastronomie- und Beherbergungsgewerbe wirtschaftlich deutlich bemerkbar sein. Ebenso kann eine gute Stadthalle mit ihren Veranstaltungen Menschen locken, die sonst nie nach Bayreuth kämen. Insofern kann es durchaus Sinn machen, mehr Geld in eine Stadthalle zu investieren.

Die Frage ist, ob die aktuellen Pläne für die Stadthalle 55 Mio. € wert sind. Die Stadthalle ist nicht als Kongresszentrum konzipiert. Alle Pläne, ein eigenes Kongresszentrum zu bauen oder Anbauten an die Stadthalle mit Hotels oder auch Nebenräumen zum Hauptsaal zu errichten, wurden verworfen. Nur relativ kleine Veranstaltungen mit gut 200 Menschen können im kleinen Haus abgehalten werden. Diese könnten jedoch genauso gut bspw. im SWO oder Hotel Rheingold stattfinden.

Der Fokus bei der Sanierung liegt fast ausschließlich auf der kulturellen Nutzung durch Musik und Theater in der Stadthalle. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Bayreuther Stadthalle zusätzlich mit Coburg, Hof, Bamberg oder auch dem Wagner-Festspielhaus oder der Markgräflichen Opernhaus in Konkurrenz treten muss. Bayreuth verfügt im Gegensatz zu Coburg, Hof und Bamberg nicht einmal über ein eigenes Musik- oder Theaterensemble. Sollte Bayreuth dennoch eine zusätzliche Spielstätte benötigen, könnte man vielleicht über einen Tabubruch nachdenken und das Festspielhaus auch außerhalb der Wagnerzeiten öffnen.

Man könnte vielleicht alleine schon aus Trotz aufgrund des von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebenen Flyer und Äußerungen auf der Hompage der Stadt, die sämtlicher Neutralität entbehen, gegen den Porsche bei der Sanierung der Stadthalle stimmen. Jedoch spricht alleine der Kosten-Nutzen vergleich dafür, dass das größte Bayreuther Bauprojekt der Stadt seit dem Ende des 2. Weltkrieges, welches pro Bürger ca. 763, 89€ kosten wird (wenn keine Fehler wie beim BER geschehen) zu teuer ist. Mit dem Abriss des kleinen Hauses, wie von der SPD-Fraktion vorgeschlagen, könnten beispielsweise bereits 10 Mio. € eingespart werden. 10 Mio. €, die beispielsweise in die Sanierung einer Schule, den Bau einer Kita, eine bessere Busverbindung oder auch für Suchtprävention in der Chrystal-Hochburg Bayreuth investiert werden können. Auch ein Neubau innerhalb der Mauern, wie von der FDP/DU-Fraktion vorgeschlagen, könnte eine Alternative sein.

Um eben solche Möglichkeiten wieder in die Planung mit einzubeziehen, müsste jedoch am 08.05.2016 gegen die große Lösung gestimmt werden. Auf jeden Fall braucht Bayreuth kein neues Wagner-Festspielhaus, zumindest nicht zu diesem Preis.