Rauchen tötet. So steht auf jeder Zigarettenpackung, jeder Werbung für Zigaretten (sofern diese zulässig ist) und in jedem Gesundheitsaufklärungsheft über Tabak.
Weil Rauchen tötet, wurde das Rauchen immer weiter eingeschränkt. Die Altersgrenze wurde von 16 auf 18 erhöht. Die Tabaksteuer, an der der Staat 2014 gut 14 Mrd. € verdiente, wurde erhöht. Raucher wurden aus öffentlichen Gebäuden und Kneipen vertrieben. Ekelbilder wurden designet und mit ihnen die Tabak-Verpackungen geschmückt. Vorbei sind die Zeiten der mit blauen Dunst durchzogenen Konferenzräume. Vorbei sind die Zeiten, in denen Rauchen cool und hip war.
Früher stand der Marlboro-Mann für Freiheit und Unabhängigkeit. Heute ist im Nachtleben und auf Partys rauchen noch geduldet; im Alltag als Luftverpester und Stinker verpönt, werden Raucher immer mehr an den Rand gedrängt.
Im Zuge dessen ist es kein Wunder, dass aufgrund der repressiven Drogenpolitik am Campus (der auch die Bierautomaten im NW II zum Opfer gefallen sind) bestehende Verträge mit Zigarettenautomatenaufstellern nicht verlängert wurden. Zigarettenautomaten wurden somit vom Campus verbannt. Neben den bis heute bestehenden Automaten im Glashaus ist die Cafete die einzige Möglichkeit, Tabak zu erwerben. Seit Eröffnung des Frischraumes ist die Cafete jedoch nur noch bis 17 Uhr geöffnet. Hat das Glashaus geschlossen, stehen nur noch Verkaufsstellen außerhalb des Campus zur Verfügung, sollte man seine Sucht befriedigen wollen.
Die Frage ist: Ist diese Bevormundung zwingend? Sollten die Automaten nicht wieder am Campus aufgestellt werden, um auch „Nacht-Bibbern“, Mitarbeiter, die nicht um 17.00 Uhr Feierabend haben, und feierwütige Gäste auf Campus-Partys den Zugang zu Zigaretten ermöglichen?
Man könnte jetzt viele Argumente für eine Wiederaufstellung der Zigarettenautomaten aufführen, wie die Gefährdung von Arbeitsplätzen in der Tabakindustrie oder Mieteinnahmen der Universität von Automatenaufstellern. Man könnte (vielleicht etwas zynisch) anbringen, dass Raucher zwar im Gesundheitssystem hohe Kosten verursachen, diese aber durch Tabaksteuer und durch verkürzte Lebenserwartung entlastete Rentenkassen mehr als nur kompensiert werden und folglich Raucher für den Staat aus finanzieller Sicht besser sind als gesundheitsbewusste Fitnessjunkies.
Diese Argumentationen treffen aber nicht den Kern des Problems. Der Kern ist die Frage: Muss sich ein Raucher durch die Universität bevormunden lassen? Raucher sind von ihrer Sucht gebeutelt. Die meisten wissen, wie ungesund Glimmstängel sind. Viele versuchen von ihrer Sucht los zu kommen, ein großer Teil scheitert daran. Der ein oder andere versucht sich mit Hilfe sog. E-Zigaretten langsam zu entwöhnen oder zumindest die Gefahren durch Teer im Zigarettenrauch zu minimieren. Ob die sog. Liquids am Ende nicht sogar gesundheitsschädlicher sind, weiß bis heute niemand. Müssen wir diesen Rauchern noch weitere Steine in den Weg legen und ihnen Möglichkeiten nehmen, ihren inneren Zwang zu befriedigen? Rauchen macht abhängig. Besonders Vielraucher müssen mit massiven Entzugserscheinungen rechnen. Die Abschaffung von Zigarettenautomaten am Campus wird nicht dazu führen, dass diese mit dem Rauchen aufhören. Hierfür gibt es jedoch genug Aufklärungskampagnen, die dies eher bewirken. Dafür zwingt die Abschaffung der Automaten den ein oder anderen Raucher sich zu quälen, bis er irgendwie anderweitig seine Sucht befriedigen kann.
Abgesehen davon, dass ein Zigarettenbann die Süchtigen nur noch mehr belastet als es ihnen hilft: Der Campus ist ein Ort des Studierens. Ein Student ist ein erwachsener Mensch. Von Studenten erwartet man, dass sie sich selbst Wissen aneignen, dass sie unabhängig vom Elternhaus werden. Studenten, Mitarbeiter und Professoren am Campus dürfen alle einen Führerschein besitzen, sind voll geschäftsfähig mit allen Konsequenzen, bedienen teilweise gefährliche, millionenteure Apparaturen. Warum soll die Universität diesen Menschen vorschreiben, dass sie am Campus nach der Fak. Ing.-Fete um 2 Uhr morgens keine Zigarette kaufen können?
Rauchen verursacht am Campus einige Ärgernisse: Weggeworfene Zigarettenstummel verschmutzen den Campus, Raucher an den Eingängen belästigen Nicht-Raucher, die ein Gebäude betreten wollen. Paradoxerweise könnte hier die Wiedereinführung von Zigarettenautomaten eine Lösung sein. Mit den Mieteinnahmen durch die Aufstellung der Automaten ließen sich mehr Aschenbecher auf dem Universitätsgelände finanzieren und dadurch die Anzahl der achtlos weggeworfenen Zigarettenstummel deutlich reduzieren. Ferner könnten überdachte „Raucherzonen“ geschaffen werden und im Gegenzug Gebäudeeingänge zu „Nichtraucherzonen“ erklärt werden.
Abschließend lässt sich sagen, dass am Campus wieder Zigarettenautomaten aufgestellt werden müssen. Studenten, Mitarbeiter und Professoren sind erwachsene Menschen, die frei entscheiden können sollten, ob sie Kippen kaufen wollen oder nicht. Süchtigen wird der Alltag durch den Automatenbann nur erschwert, von ihrer Sucht geheilt werden sie aber nicht. Einnahmen durch die Automaten könnten jedoch Projekte zum Nichtraucher-Schutz am Campus und zur Bekämpfung der Verschmutzung genutzt werden.
Rauchen ist ungesund. Aber die Abschaffung der Zigarettenautomaten hilft niemandem.
Januar 21, 2018 at 12:41 am
Im wesentlichen lässt sich eure Argument auf zwei Argumente runterbrechen:
> Man könnte jetzt viele Argumente für eine Wiederaufstellung der Zigarettenautomaten aufführen, wie die Gefährdung von Arbeitsplätzen in der Tabakindustrie oder Mieteinnahmen der Universität von Automatenaufstellern.
Dieses kapitalistische Argumenten ist dermaßen generisch, dass man es auf jede Branche anwenden kann.
> Muss sich ein Raucher durch die Universität bevormunden lassen?
Nur weil die Uni ihr Gelände nicht für Zigarettenhersteller bereitstellt heißt das ja noch nicht, dass sie Raucher bevormunden möchte. Kauft euch eure Kippen halt außerhalb des Campus.