Wäre ich in der Linkspartei, dann wäre ich seit dem 05.04. in absoluter Feierlaune! Warum? Mir wäre an diesem Tag um ca. 23 Uhr endgültig klar geworden, dass sich meine Partei im ZDF nun endlich einen festen Werbe-Sendeplatz gesichert hätte. Denn „Die Anstalt“ (selten war ein Name m.M.n. so zutreffend!) liefert zwar schon seit Jahren zuverlässig Inhalte für die moralische Elite dieses Landes, doch mit der letzten Sendung toppt sie noch einmal viele selbstgesetzte Rekorde was die Bewerbung linker Inhalte und der Linkspartei direkt angeht.
Aber worum ging es überhaupt?
Das Thema der Sendung war Armut und Reichtum. Doch dieses Mal war die Inszenierung deutlich aufwendiger. Das Studio wurde zum Herwood Forest (sic!), die auftretenden Kabarettisten wurden jeweils zu Darstellern in der Geschichte um Robin Hood. Nach einer kurzen Einleitung fährt „ein Reicher“ mit seiner Kutsche auf die Bühne und wird schließlich von Hood gestoppt. Der will natürlich kräftig umverteilen und fordert den Reichen folgerichtig dazu auf, ihm sein ganzes Geld zu geben. Dieser willigt jedoch nicht ein und die beiden diskutieren (scheindifferenziert) in der Folge verschiedenste Facetten der extrem ungerecht erscheinenden Einkommensverteilung in Deutschland. Die Lösung ist stets einfach: Man müsse einfach nur umverteilen und schon sind die Probleme gelöst.
Diese Denkweise ist ebenso simpel wie falsch, doch dazu später mehr.
Erst einmal ein großes Lob für die tolle Aufmachung und die schauspielerische Leistung! Aus den Beteiligten dieser Sendung hätte bestimmt Vieles werden können, nur sollte es besser nichts mit politischen oder gar wirtschaftlichen Themen zu tun haben. Aber gut, das Kind ist im Brunnen und sie versuchen in ihrem Rahmen das beste daraus zu machen.
Robin stellt nun beispielsweise für Deutschland fest: Die Reallöhne stagnieren seit den 90er Jahren. Korrekt.
Die Ungleichheit der Einkommen hat zugenommen. Auch korrekt.
Wenn es nun allerdings darum geht die Ursachen dieser Entwicklung zu identifizieren wird es abenteuerlich. Nach Meinung der Kabarettisten Uthoff und von Wagner sind diese eindeutig auf innenpolitisches Versagen zurückzuführen. Aber wie erklären sich die beiden Scherzkekse dann, dass diese Entwicklung fast genau so in den meisten westlichen Industrienationen stattgefunden hat? Eine Verschwörung ? Kollektives innenpolitisches Versagen ? Beides eher unwahrscheinlich.
Zur Klärung ist ein kurzer Ausflug in die wirtschaftliche Geschichte notwendig. Seit etwa 200 Jahren ist die globale Ungleichheit bei den Einkommen stetig angestiegen.
Dies erscheint durchaus einleuchtend, denn vor 200 Jahren war die Weltbevölkerung schlicht und einfach gleich arm. Die Industrialisierung hat dies in einem Teil der Welt schließlich beendet. Der wirklich interessante Teil der Entwicklung findet aber erst um das Jahr 1990 und in den Folgejahren statt. Seit 1990 ist die globale Einkommensungleichheit (gemessen durch den Gini-Koeffizienten) nämlich so stark gesunken, dass sie mittlerweile das Niveau vom Jahr 1900 erreicht hat. Weltweit geht die Einkommensungleichheit also um ein vielfaches Maß dessen zurück, um das sie in den vorigen Jahrhunderten gestiegen ist. Gleichzeitig ist das globale Durchschnittseinkommen deutlich gestiegen. Das alles sind extrem positive Entwicklungen. Wenn wir also über die „Schere zwischen Arm und Reich“ reden, sollten wir nicht vergessen, dass wir dabei über eine regionale Problematik sprechen.
Weltweit schließt sich die Schere nämlich. Doch wie geht man das Problem nun richtig an? Die Jobs, die gen Osten ausgewandert sind lassen sich nicht mehr zurückholen. Das würde nicht einmal ein Präsident Trump in den USA zustande bringen, und auch ein Herr Sanders kann die Uhr nicht einfach 30 Jahre zurückdrehen.
Man könnte natürlich versuchen dem mit einer verstärkten Umverteilungspolitik entgegenzuwirken, um die Härten dieser Entwicklung abzumildern. Langfristig bietet dies jedoch ganz sicher keine wirkliche Perspektive. Bildung ist in diesem Zusammenhang das richtige Stichwort.
Aber was spielen die Fakten schon für eine Rolle dachten sich Uthoff und von Wagner.
Man kann ihrem Welt(Deutschland)bild auch eine gewisse innere Logik nicht ganz absprechen. Was dem aufmerksamen Zuschauer ausserdem noch auffällt sind zwei typische Merkmale linker Moralapostel:
1. Eine unglaubliche Scheinheiligkeit und ein gestörtes Selbstverständnis. Exemplarisch konnte man das in dieser Sendung am allwöchentlichen AfD-Bashing beobachten. Dass alle AfD-Wähler einen IQ im nicht mehr messbaren Bereich haben wissen wir dank des ZDF’s ja schon seit Jahren. Auch das die Wähler dieser Partei ihr eigenes Versagen an Flüchtlingen auslassen, die sie für alles Mögliche verantwortlich machen ist nichts Neues.
Im gleichen Atemzug werden die Kabarettisten der Anstalt aber nicht müde zu betonen, dass eigentlich ja die Wohlhabenden, das reiche, Politiker bestechende, skrupellose und blutsaugende obere 1% dieser Bevölkerung für den Großteil der Missstände in diesem Land verantwortlich ist.
2. Die Abwertung des Individuums. Im Robin Hood Schauspiel verkörpert Maid Marian von der Mittelschicht, wer hätte es gedacht, die Mittelschicht.
Sie träumt vom Wohlstand. Auch mal eine Kutsche zu fahren wie „der Reiche“, das ist ihr Traum. Doch ist das möglich ? Nein, sagt die Anstalt. Anhand eines wirren Beispiels wird erklärt, dass einige Menschen inzwischen so reich geworden sind, so reich kann man garnicht mehr werden. Das Zitat zur Aussage: „Wir träumen immer von ganz Oben und merken garnicht wie weit unten wir schon sind. Aber ich sag’ ihnen: ganz rauf, unter die oberen 1000 schafft es die Mittelschicht nie! Nein! Weil sie garnicht weiß, wie weit die Ungleichheit in Deutschland schon fortgeschritten ist.“ Die Maid hat da wirklich einen guten Punkt.
Ich weiß auch nicht wie es die Millionen aus der Mittelschicht unter die oberen 1000 schaffen sollen. Doch auch für dieses, mathematisch eigentlich unlösbar scheinende, Problem hat die Anstalt eine Lösung parat. Im Kollektiv organisieren (in der Sprache der Sendung soll das wohl heißen zukünftig die Linke zu wählen) und sich die Reichen mal ordentlich zur Brust nehmen!
Am Ende des der Sendung findet schließlich ein Bogenschieß-Turnier statt. Bei dem Turnier geht es um nichts weniger als die Gunst von Maid Marian von der Mittelschicht. Auf der Zielscheibe: Ein Bild vom „Reichen“. Natürlich versagen alle Parteien dabei, „die Reichen zu treffen“. Alle bis auf eine. Die Linkspartei, in Person von Robin Hood, würde es tatsächlich schaffen. Doch die Maid versagt Robin, aufgrund von Vorurteilen, die Zusammenarbeit. Obwohl sie doch angeblich die gleichen Ziele haben.
An dieser Stelle sei gesagt, dass „Die Anstalt“, bei aller Kritik, eigentlich ein ganz großartiges Comedy-Format ist. Wenn Max Uthoff beim Thema Gender Pay Gap mit Zahlen von 22% jongliert (Empfehlung zu diesem Thema: Roland Fink’s Beitrag zum Weltfrauentag!) oder zum Thema Ukraine-Krise klarstellt, dass es sich ganz eindeutig um eine Verschwörung der USA gegen Russland handelt, dann ist das zwar nicht gut für den Blutdruck, doch langweilig wird einem bestimmt nicht.
Abschließend noch ein Vorschlag meinerseits für die Öffentlich Rechtlichen: Wenn man schon GEZ-Gelder verpulvert, dann bitte auch richtig! Für die Sendezeit der Anstalt sollte das ZDF in „Der Schwarze Kanal“ umbenannt werden. Den Moderatoren Uthoff und von Wagner sollten noch weitere zur Seite gestellt werden. Meine Vorschläge: Katja Kipping, Claudia Roth und Ken Jebsen (ein kreatives Genie in Sachen Verschwörungstheorien). Damit würden die Realinhalte der Sendung zwar auf absehbare Zeit stagnieren, doch der Gedanke, sie alle in der Anstalt zu wissen, beruhigt sehr.
April 23, 2016 at 7:38 pm
CJ wir lieben dich!